Kurs Südwest - Afrika ganz anders erfahren



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Namibia, das ehemalige Südwestafrika, muss man selbst bereist haben, um sich wirklich ein Bild von der unvorstellbaren Weite, aber auch der wilden Schönheit dieses großartigen Landes zu machen. Die raue Unwirtlichkeit der Namib oder der Kalahari schlägt einen ebenso in den Bann wie der unglaubliche Artenreichtum der Tierwelt im Buschland der großen Nationalparks.

Und es ist die Freundlichkeit der Menschen in diesem Teil Afrikas, die beeindruckt. Anders als in unserer, vom politischen Mainstream schon zwanghaft postulierten "Multikulti-Gesellschaft" haben Herero, Ovambo, Deutschstämmige, Buren und weiße Südafrikaner gelernt, neben- und trotzdem miteinander zu leben. Die Einwohner Namibias sind so vielfältig, wie ihr ganzes Land. Worauf sie wirklich stolz sein können.

Reiseführer, Filme oder Bildbände können nurmehr einen ersten Eindruck von Namibia vermitteln. Das trifft auch für diesen Travel-Blog zu.
Aber er ist mit viel Freude geschrieben worden und dem Wunsch, so authentisch wie möglich zu berichten. Neben Namibia machten wir auch zwei Abstecher: einmal nach Botswana und in das immer noch von Diktator Robert Mugabe beherrschte Zimbabwe, zu den Victoria Falls.

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Viel Spaß beim Lesen

Oliver und Kerstin Scholl



Okonjima - Land der Leoparden

Tag 1

Kurzer Auftritt: Leoparden sind in freier Wildbahn sehr schwer zu finden. Meist hält man ihre Schwanzspitze mit einem weißen Puschel für einen kleinen Vogel. Ansonsten sind die Raubkatzen ebenso schnell verschwunden, wie sie auftauchen.

Es ist Tag 1 unserer Namibia-Tour. Und, kein Witz, schon in den ersten zwölf Stunden nach der Landung in Windhuk gab es die erste Begegnung mit einem Leoparden in freier Wildbahn. Ganz plötzlich stand er auf dem sandigen "Trail" im Okonjima Game Park. Nur 15 Sekunden lang trottete die wunderschöne Wildkatze vor unseren Augen aus dem dichten Buschwerk. Dann war der Leo wieder verschwunden. Ein fast geisterhaftes Auftreten - aber ein absolut übliches Verhalten der scheuen Katzen.

Afrika at it's best: das Onguma Tented Camp

Tag 2 + 3

Das auch in der Nacht beleuchtete "Wasserloch" vom Onguma Tented Camp. Hier aufgenommen mit einer Belichtungszeit von 25 Sekunden in der schon eingebrochenen Dunkelheit. Besonders in der Trockenzeit finden sich hier Wildtiere ein. 

Reiseführer über Namibia sind eine schöne Sache. Umfänglich wird in den meisten seriösen Werken beschrieben, was einen in diesem Land erwartet. Die Wirklichkeit aber im wahrsten Sinne des Wortes zu "erfahren", die unendliche Weite des Landes am Steuer eines Landcruisers zu genießen, kann man mit Worten kaum beschreiben.
Am Tag 2 unserer Reise in Richtung Norden erreichen wir unmittelbar vor dem Tor zum Etosha National Park die Abzweigung zum Onguma Tented Camp. Zehn Kilometer windet sich ein weißer, sandiger Trail durch dichtes Buschland, dann wieder durch unglaubliche weite Savannen-Landschaften. Plötzlich versperrt ein ganzes Rudel Hartmann-Zebras die Piste. Neugierig, fast schon frech blockieren sie den Weg. Motor aus, warten. Ganz gemächlich traben sie davon, aber nur um einer Horde "Wilde Beesters", Afrikaans für Gnus, Platz zu machen, die in einer Stampede über den schmalen Trail donnern. Für die zehn Kilometer zum Camp brauchen wir fast eine Stunde, denn wie aus dem Nichts bricht eine ganze Giraffenfamilie aus dem Busch. Ihr Galopp sieht aufgrund ihrer Größe aus wie in Zeitlupe. Zuletzt tritt der gewaltige Giraffenbulle mit dem Gardemaß von zwei Stockwerken in den Weg, fixiert uns unbeweglich für fast 5 Minuten. Keine Gefahr, entscheidet er und trollt sich mit seinem Clan in die Wildnis.

Abenteuer Wildnis: Der atemberaubende Etosha National Park

Tag 4

Keine 30 Meter vom Auto entfernt - der König von Afrika. Da reicht sogar ein 200mm Objektiv. Dieser stattliche Bursche zog mit seiner Familie über die Pläne. In der warmen Mittagssonne legen sich die Tiere hin, ruhen sich aus. 


Es ist noch mitten in der Nacht, als schwere Fußtritte auf dem Kiesweg vor unserer kleinen, sehr luxuriösen Zelt-Hütte knirschen. 5.10 Uhr! Eine gefühlt unchristliche Zeit für den "Game Drive". Doch die Pirschfahrt zum Sonnenaufgang in den Etosha National Park im Norden Namibias ist ein absolutes Muss, wie uns Ranger Eric versichert. Ganz langsam erhebt die Sonne ihr Haupt über "Südwest" als wir das Gate mit unserem Landrover passieren. Mit 17 Grad ist der Morgen reichlich frisch - zumindest scheinen das die tierischen Bewohner des gewaltigen Naturschutzgebietes so zu empfinden. Ein Schabracken-Schakal kuschelt sich in einer wärmenden Sandmulde, zwei riesige Geier haben auf einem Mopanebaum ihre langen, nackten Hälse eingezogen und im Gefieder versteckt.

Heinrich, Friedrich und ein "Halali"

Tag 5 + 6
Nach der Regenzeit haben sich auf den Schotterpisten, den Gravel-Roads oft riesige Pfützen in den Senken gebildet. Entweder geht es mit Vollgas durch oder man sucht sich einen Weg am äußeren Rand vorbei. 
Wer in Südwestafrika unterwegs ist, muss in anderen Dimensionen denken. Entfernungen bemessen sich mal nach der Sichtweite zum Horizont, dann wieder nach der Beschaffenheit der Fahrwege. Heute queren wir mit unserem Pick-up Jeep den Etosha National Park komplett von Ost nach West. Am Ende wird die Fahrt auf den von tiefen Pfützen gesäumten Gravel-Roads sieben Stunden dauern.
Am Morgen füllt ein freundlicher Herero namens Heinrich den doppelten Tank des Jeeps im ehemaligen deutschen Fort "Namutoni" mit Sprit. 1904 verteidigten den nördlichsten Posten in Südwest sieben Soldaten des Kaisers gegen eine anstürmende Übermacht von 500 Herero. Noch heute prangt eine auf Deutsch verfasste Erinnerungs-Plakette auf der schneeweißen, mit Zinnen bewehrten Mauer. So wie Tankwart Heinrich haben viele schwarze Namibier noch deutsche Namen. Auf unserer Reise trafen wir bereits Ingrid, Friedrich und Johannes - allesamt keine Weißen, sondern Einheimische, deren Großeltern auf den riesigen Farmen der deutschen Kolonialherren gearbeitet haben. Und offenbar ein gutes Auskommen hatten - denn traditionsbedingt gaben die Eltern die deutschen Vornamen und die Sprache weiter.

Das rollende Hotel - Begegnung im Busch


Tag 7

Der Vingerklip, das heimliche Wahrzeichen Namibias bei den bekannten Ugab-Terrassen. Der Klip selbst besteht aus härterem, langsamer erodierendem Gestein. Im Grunde ist er von einem ehemaligen Hoch-Plateau übrig geblieben. Ein Deutscher hat ihn erstmalig in den frühen Siebzigern bestiegen. Heute ist das verboten. Man kann aber bis an den Fuß heran.
"Man kann nicht alles haben." Diesen Satz kennt ja nun jeder Reisende, wenn man das, was im Katalog versprochen wurde, doch nicht antrifft. Auf unserer Namibia Tour fällt der Satz nur aus Spaß. Denn das einzige, was wir im Etosha National Park nicht gesehen haben waren Nashörner. Sonst so ziemlich jede Tierart, die man auf dem Kontinent antreffen kann, einschließlich einer "Black Mamba", als die ein Camp-Angestellter eine schwarze, kleine Schlange auf dem Kiesweg in der Ongava Lodge eifrig identifiziert. Diese wäre in der Tat brandgefährlich. Doch der Afrikaans sprechende Lodge Manager versichert, dass so ziemlich alle Angestellten jede schwarze Schlange "Black Mamba" nennen. Wikipedia (in der Ongava Lodge funktioniert das Netz plötzlich wieder) definiert das "giftige Biest" gottlob laut Rückenzeichnung als harmlose Pfeilschlange.
Gerade wollen wir uns auf die Weiterfahrt Richtung Süden aufmachen, da zerreißt das dumpfe Grollen eines schweren Dieselmotors die Luft. Mitten im Buschland, kurz vor dem ehemaligen Kolonial-Fort Okaukuejo fährt knirschend "Das rollende Hotel" vor und spuckt rund 40 deutsche Urlauber aus. Auch der große Anhänger, in dem sich die Schlafkabinen befinden, sei ganz hervorragend, wie ein Münchner Roteltour-Gast strahlend versichert. "Jo mei, die san zwoar wie kloine Särge, aber schoin bequem...", meint er, während die Videokamera ununterbrochen surrt.

Die Quelle des Zweifels - Am Mowani Mountain Camp


Tag 8 + 9

Das Mowani Mountain-Camp im Damaraland. Ein Ort voller Zauber. Riesige rostrote Doloritfelsen liegen herum, als ob der Liebe Gott mit Murmeln gespielt hätte. Hier: Drei Männer vom Camp im Sonnenuntergang.
Auch wer viel gereist ist, erlebt hin und wieder gewaltige Überraschungen. So geschehen am Mowani Mountain Camp bei Twyfelfontaine, der "Quelle des Zweifels" im Damaraland. Schon nach 90 Kilometern endete der so genannte Teerpad, die Asphaltstraße nach Khorixas. Weiter geht es auf den bekannten Schotterpisten wie auf einer Achterbahn . Manchmal muss man den Jeep auf über 100 km/h beschleunigen, um auf den Wasschbrettern nicht zu sehr durchgerüttelt zu werden. Dabei schwimmt der Jeep und es gilt, höllisch aufzupassen, um nicht in ein Wasserloch hinter der nächsten Kuppe zu rasen.

3000 Jahre - gerade vorbei

Tag 10

Spurensuche: Am Twyfelfontein Visitors Center starten die Kletterpartien zu den Höhlenzeichnungen und Felsgravuren.
A day to relax. Auch das muss einfach mal sein. Ausschlafen. Ein spätes Frühstück. Die Morgensonne lässt einen der vielen, kleinen Lizzards richtig leuchten. Die Männchen haben einen feuerroten Kopf, der der Weibchen ist quietschgelb. Geschickt flitzen sie die steilen Felswände der vom Feldspat und Eisenoxid rostroten, kugelförmigen Doloritfelsen hinauf. Auf unserer Terrasse der Mowani Mountain Lodge haben sich zwei ebenfalls kugelförmige und pelzige Nager eingefunden. Die so genannten "Klipspringer" sehen aus wie eine mit Wachstumshormonen behandelte Kreuzung aus Meerschweinchen und Murmeltier. Am unglaublichsten ist allerdings die Vorstellung, dass ausgerechnet diese drolligen Racker mit Elefanten (!) verwandt sein sollen. Stimmt aber. Genetische Tests haben die Ähnlichkeit sogar belegt.

Verblassender Charme und eine unbequeme Wahrheit - Swakopmund

Tag 11
Schönes Warnschild am Straßenrand: Vorsicht, Elefanten kreuzen. Auf dem Weg Richtung Westen zur Küste sind die so genannten Wüstenelefanten zu Hause. Diese sind sehr selten anzutreffen und meist deutlich aggressiver als ihre Artgenossen. Gesehen haben wir leider keine, aber dafür stantden kurz nach dem Schild plötzlich Esel auf der Straße.
Knirschend fliegt der Schotter unter den Reifen davon und trommelt unaufhörlich unter den "Hardbody" unseres Nissan. Es ist eine lange Fahrt vom Mowani Mountain Camp zur Westküste nach Swakopmund. Staub ist der ständige Begleiter auf den "Gravel-Roads", den Schotterpisten, die mal besser, mal schlechter ausgebaut sind. Waschbretter, also die mit engen ausgewaschenen Querrillen versehenen Streckenabschnitte, nimmt man besser mit Vollgas und donnert mit 100 bis 120 km/h darüber hinweg. Dabei sollte man immer schön in der Mitte der Straße bleiben, um bei einem Reifenplatzer noch Zeit zum Reagieren zu haben. Bislang haben wir noch kein Gummi verloren - zwei Ersatzreifen liegen hinten in der Wanne des Pick Up. Einen Erste-Hilfe-Kasten und einen elektrischen Reifendruckkompressor (ca. 10 Euro im Supermarkt in Windhuk) sollte man immer dabei haben - denn die haben die meisten Autovermieter nicht im Angebot. Gerade ein Verbandskasten muss mit. Es vergehen oft mehrere Stunden, bis bei einem Unfall Hilfe zur Stelle ist. Rettung aus der Luft gibt es nur selten.



Zu Fuß: 228 Kilometer durch die Wüste

Tag 12

Irres Foto: Drei Oryx-Antilopen vor einer mächtigen, rostroten Düne in der Nähe von Sossusvlei, mitten in der Namib.
Die Namib - schon der Name dieser Wüste macht Durst. Die enormen Ausmaße des gigantischen, ca. 200 Kilometer breiten und 1000 Kilometer langen, ariden Streifens an der Westküste Namibias genießt man am besten in Sossusvlei (gesprochen: Sossuflée). Einem gottverlassenen Ort auf der Landkarte, mitten im Nirgendwo. Genießen ist so eine Sache. Normalerweise herrschen hier tagsüber weit über 40 Grad im Schatten. Flirrende Hitze steigt über dem rostroten Sand an Düne "45" auf, einem etwa 60 Meter hohen Ungetüm, die den 20-minütigen Aufstieg zur Strapaze macht. Mehrere kleine, blitzschnell krabbelnde Sandkäfer sind sogar deutlich schneller als durchschnittlich trainierte Mitteleuropäer. Auf einem gefährlich schmalen Grad geht es hinauf bis zum Gipfel der Düne, deren Rundumblick einem einmal mehr den Atem verschlägt. In glasklarer Luft kann man wohl hunderte Kilometer weit sehen. Hinter uns liegen die Gebirgsketten des Naukluft-Gebirges, vor uns die schier endlosen Dünenkämme der Namib.


Africa at it's best 2: die &Beyond Sossusvlei Desert Lodge

Tag 13 + 14

Absolut faszinierend: die schier unendliche, unberührte Weite am Westausläufer des Naukluft-Gebirges am Übergang zur Namib Wüste. Aufgenommen morgens um 8 Uhr, 300 Meter oberhalb der &Beyond Sossusvlei Desert Lodge.
Als die Sonne ihr Haupt über der Wüste im westlichen Afrika erhebt und ihre Strahlen über die ersten Bergkämme des im Osten gelegenen Naukluft-Gebirges schickt, habe ich gerade den Gipfel erreicht. 300 Meter oberhalb der &Beyond Sossusvlei Desert Lodge im Naturschutzgebiet "Namib Rand". 40 Minuten dauerte der Aufstieg im morgendlichen Zwielicht. Und mit 14 Grad ist es noch recht frisch. Der Blick in die gigantische Weite des Landes ist aber mit nichts zu vergleichen, was ich zuvor gesehen habe. In der Mitte der Tiefebene, die von einer unglaublichen Artenvielfalt bevölkert wird, steht ein vulkanartiger Berg, der der schier unermesslichen Größe des Landes doch noch eine Relation gibt. Es ist still hier oben. Nur ein kleiner Schabracken-Schakal tritt unterhalb, am schwarz gefärbten Felsabbruch, ein paar der schieferähnlichen Steine los.
Es hat vor einigen Tagen geregnet und so ist das sonst so trockene Gras regelrecht aufgeblüht. In allen möglichen Ocker-, Gelb- und Grüntönen leuchtet das Land. Gleich hinter der ersten Bergkette im Westen sieht man die roten Sanddünen von Sossusvlei. Eine ganze Stunde sitze ich auf einem großen Felsvorsprung und verfolge, wie die Sonne mit ihrem Aufstieg die Farben der Prärie verändert. Das werde ich in meinem Leben nicht vergessen.

Ehrfurcht vor der Schönheit dieser Region. Das Farbspiel im Licht der aufgehenden Sonne beinhaltet alle Erdtöne.

Alm goes Africa - die Cañon Lodge

Tag 15

Die kleinen Almhütten in Afrika: In Karios, ganz im Süden Namibias, am Fish River Canyon, hat ein ehemaliger deutscher Lehrer als Tourismusmanager die Cañon Lodge aufgebaut. 30 solcher kleinen Chalets gibt es. Die Dachkonstruktionen sind eher afrikanisch, die Wände deutsch. Und: Die Almhäuschen sind erstaunlich kühl im Sommer.
Jeder Maurer, der sein Handwerk liebt, hätte seine helle Freude an diesem abgelegenen Plätzchen, 20 Kilometer entfernt vom bekannten Fish River Canyon. Mitten auf einem Hochplateau, zwischen den schon aus der Mowani Mountain Lodge bekannten, kugelförmigen Doloritfelsen, stehen plötzlich seltsame, kleine Almhütten. Die mit Stroh gedeckten Dächer sehen zwar typisch afrikanisch aus, aber alle Wände sind aus festem Mauerwerk und Holzbalkenkonstruktionen, wie man sie sonst nur aus dem Alpenraum kennt. Was wiederum den unschlagbaren Vorteil hat, dass es im Inneren selbst um die Mittagszeit mit nur 19 Grad angenehm kühl ist. Die rotbraunen Steine zum Bau liegen quasi vor der Haustür und die geräumigen Hütten schmiegen sich direkt an die mächtigen Kugelfelsen.

Der großzügige Pool der Canon Lodge liegt oberhalb einer weiten Ebene und ist ein idealer Ort, um zu entspannen.

Die Schlange der San: Am Fish River Canyon

Tag 16
Der Fish River im gleichnamigen Canyon. Der Fluss hört hier nicht plötzlich auf, sondern wird durch die unheimlich steil aufragenden Felsen verdeckt...
Seit 250 Millionen Jahren frisst sich der Fluss in Serpentinen durch das Gestein. Nach der Regenzeit führt der Canyon am meisten Wasser. Gut zu erkennen: Die einzelnen Gesteinsschichten, durch die sich das Wasser nach und nach hinab gegeraben hat.
Wer einmal in den USA am Rande des  Grand Canyon gestanden hat, kennt dieses überwältigende Gefühl: Man spürt plötzlich angesichts der Majestät der riesigen Felsformationen, durch die sich ein reißender Fluss frisst, wie bedeutungslos man selbst ist. Seit 250 Millionen Jahren gräbt sich der Fish River hier tiefer und tiefer in das Gestein. Die letzten 50.000 Jahre dürfte es hier genau so ausgesehen habe wie heute. Wie viele Generationen von Menschenleben wären das wohl? Zu rechnen macht gar keinen Sinn. Denn eines steht fest: Den Fish River Canyon wird es noch lange geben, nachdem die Menschheit nicht mehr existiert. Er war vorher da und bleibt es auch.
Im Canyon selbst können im Sommer bis zu 50 Grad Hitze im Schatten herrschen. Wandern ohne Führung oder Anmeldung ist daher streng verboten.

Diesseits von Afrika. Beautiful Botswana

Tag 17
3000 Meter über dem Okavango-Delta. Ein Anblick, den man nie mehr in seinem Leben vergisst. Hier befindet sich eine der schönsten Landschaften auf der Erde.
Wenn man einmal im Leben einen Tag erlebt hat, an dem alles zusammenläuft, alles perfekt klappt, einer jener wohl seltensten Tage im Leben - dann glaubt man, es gibt keine Steigerung. Doch dann trifft genau dies ein. Nach wundervollen, traumhaften Tagen in Namibia reisen wir mit dem Flugzeug, einer einmotorigen Cessna 210, fast 1200 Kilometer vom Fish River Canyon zum Caprivi-Zipfel nach Kasane in Botswana. Mit Zwischenstopp zum Tanken in Windhuk. Es fliegt uns Varenka, eine junge, echt abgeklärte Buschpilotin, die selbst in Sandsturm in Lüderitz auf dem ersten Flug Richtung Süden eine 1a Landung hinlegte. Diesmal geht es mit Zwischenstopp in Windhuk quer über die Ausläufer der Kalahari nach Norden in Richtung Botswana. Aus 3000 Metern Höhe sieht die Welt erneut anders aus.
Der Okavango-Fluss sieht niemals ein Meer. Nach weit über 1000 Kilometern, meandert der Strom in hunderte kleiner Nebenflüsse, die eine einzigartige Landschaft mit Wasser tränken, bis sie zu Rinnsalen wwerden, schließlich ganz versickern.

Discovery Channel am Chobe-Fluss: wo Elefanten-Babys baden gehen

Tag 18 + 19

Das schönste Foto des gesamten Trips: Eine Elefanten-Familie, die sich am Chobe-River in der Nachmitagssonne zum Trinken eingefunden hat. Alle Dickhäuter stecken sich gerade gleichzeitig den Rüssel ins Maul, als hätte ein Dirigent sie dazu aufgefordert...
Irgendwie hat sich das Glück entschieden, bei uns zu bleiben. Wir sind im Caprivi-Streifen angekommen. Jenem länglichen Landstreifen, den 1899 der deutsche Reichkanzler Leo von Caprivi gegen die Insel Sansibar mit den Briten tauschte. Helgoland gab es übrigens obendrauf. Der Caprivi-Streifen sollte eigentlich der erste Schritt zur Verbindung der Kolonien Deutsch-Südwest und Deutsch-Ostafrika (heute in etwa Tansania) werden. Doch dazu kam es bekanntlicherweise durch den Verlust aller Kolonien nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg nie. Heute treffen am Ostende des Caprivi die Länder Namibia, Botswana und Sambia aufeinander. Und wohl die meisten Tierarten auf dem afrikanischen Kontinent. Mit einem Motorboot kommen wir nach einem Abstecher zur Ntwala Island Lodge (ein absolut übel heruntergekommenes Fluss-Resort, das in Reiseführern immer noch als Luxusherberge geführt wird) zurück auf die Botswana-Seite des Chobe. Das Immigration-Office ist nur über einen unbefestigten Weg am Fluss zu erreichen. Zwischen dem hohen Schilfgras hätten wir selbst mit einem Boot den Anleger niemals gefunden. Stempeln ist hier die Lieblingsbeschäftigung der Beamten. Im Minutentakt donnern Stempel in die Pässe der einheimischen Grenzgänger. Ähnlich ist das Verfahren beim deutschen Pass. So richtig interessiert hier aber niemanden, wer da ein- oder ausreist - Hauptsache der Stempel trägt das richtige Datum.
Mit dem richtigen Equipment und dem entsprechenden Offroader ist man im Chobe Game Park auf der sicheren Seite. Hier passiert gerade eine Herde Bamboos (Berg-Paviane) den sandigen Trail vor dem Landcruiser. 

Das Feeling von Dr. Livingstone - oder: unterwegs mit "Diktatours"

Tag 20

Mit gewaltigem Getöse donnern die Victoria Falls fast 100 Meter in die Tiefe. Auf dem Foto haben sich gleich zwei (!) Regenbögen in der aufsteigenden Gischt gebildet. Ganz wichtig: Wasserdichte Taschen oder Plastiksäcke für die Kameras mitnehmen - sonst ist es deren letzter Ausflug...
Das erste, was einem in Zimbabwe auffällt, ist ein ganz anderes Verhalten der "Locals". Gebeutelt von der fast auf den Tag genau 32 Jahre währenden Diktatur des Präsidenten Robert Mugabe, ist das Land in bitterer Armut versunken. Alles ist im Verfall begriffen. Der Putz am Airport bröckelt, die Straßen sind in einem erbarmungswürdigen Zustand, die landeseigene Airline ist bankrott und zu Beginn des Jahres hat man die eigene Währung abgeschafft, weil gleich in Billionen gerechnet werden musste. Die meisten Menschen sind mittellos - umso größer ist die Schere zwischen arm und reich, wenn die Touristen mit den täglichen Fliegern aus Johannesburg einfallen. Das Anbetteln ist aggressiv, und wenn nichts gekauft wird, fallen unschöne Worte in Landessprache. Das merkt man zumindest an der Körpersprache.

Es ist grotesk: Als ob die Kolonialzeit noch nicht vorbei sei, strömen alle Touristen in das gleichsam einzige akzeptable Hotel an den bekannten Victoria Falls. Jener gigantischen geologischen Stufe, an der sich der Zambesi ca. 100 Meter in die Tiefe stürzt. Das Victoria Falls Hotel ist ein (teils doch schon etwas baufälliger) Kasten aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende, in der nur Weiße auf den Terrassen, den Bars und Restaurants sitzen, während die Schwarzen bedienen. Die Preise sind gleich komplett auf europäischem Großstadtniveau - selbst ein Mittagessen ist mit 25 US-Dollar so teuer wie der halbe Monatsverdienst eines Zimbabwaners. Ein Gutteil des Geldes fließt vermutlich direkt in die Taschen des Regimes. Man hat sich eingezäunt. Und so sollte sich jeder überlegen, diesem Land einen Besuch abzustatten. Wir werden das jedenfalls, bevor sich die Regierung und die sozialen Verhältnisse nicht ändern, nicht wieder tun.