Heinrich, Friedrich und ein "Halali"

Tag 5 + 6
Nach der Regenzeit haben sich auf den Schotterpisten, den Gravel-Roads oft riesige Pfützen in den Senken gebildet. Entweder geht es mit Vollgas durch oder man sucht sich einen Weg am äußeren Rand vorbei. 
Wer in Südwestafrika unterwegs ist, muss in anderen Dimensionen denken. Entfernungen bemessen sich mal nach der Sichtweite zum Horizont, dann wieder nach der Beschaffenheit der Fahrwege. Heute queren wir mit unserem Pick-up Jeep den Etosha National Park komplett von Ost nach West. Am Ende wird die Fahrt auf den von tiefen Pfützen gesäumten Gravel-Roads sieben Stunden dauern.
Am Morgen füllt ein freundlicher Herero namens Heinrich den doppelten Tank des Jeeps im ehemaligen deutschen Fort "Namutoni" mit Sprit. 1904 verteidigten den nördlichsten Posten in Südwest sieben Soldaten des Kaisers gegen eine anstürmende Übermacht von 500 Herero. Noch heute prangt eine auf Deutsch verfasste Erinnerungs-Plakette auf der schneeweißen, mit Zinnen bewehrten Mauer. So wie Tankwart Heinrich haben viele schwarze Namibier noch deutsche Namen. Auf unserer Reise trafen wir bereits Ingrid, Friedrich und Johannes - allesamt keine Weißen, sondern Einheimische, deren Großeltern auf den riesigen Farmen der deutschen Kolonialherren gearbeitet haben. Und offenbar ein gutes Auskommen hatten - denn traditionsbedingt gaben die Eltern die deutschen Vornamen und die Sprache weiter.
Hier ist die Welt noch in Ordnung: Eine Zebra-Mutter grast friedlich, während ihr junges auf dem Boden herumtollt. Auch hier machen die Tiere allesamt einen wirklich glücklichen Eindruck. Vom Menschen geht keine Gefahr aus - doch Gefahren in gestalt der Predatoren wie Löwen und anderen Raubkatzen lauern überall. Das gestreifte Fell soll übrigens bei der Flucht in der Herde den Angreifer verwirren. Wer eine Zebraherde im Galopp betrachtet, wird diesen Effekt bemerken. Ads Auge kann nicht an einem Tier hängen bleiben...
Es geht also weiter durch den Erosha. Oft wird die dichte Buschlandschaft von weiter, satter Savanne durchzogen. Zebraherden grasen friedlich neben Oryx-Antilopen, gleich daneben haben sich mehre hässliche, aber beeindruckend große "Vultures", also Geier, niedergelassen. Mit dem Jeep kann man bis auf Armlänge an die Zebras oder auch an turmhohe Giraffen heranfahren (wenn sie auf der Strasse stehen) - Afrika quasi zum Anfassen. Einfach unglaublich.

Im Camp "Halali", wo wir einen Mittags-Stop machen, prangt ein deutsches Posthorn am Tor. Den Namen haben der entlegenen Station deutsche Soldaten und Großwildjäger in der Kolonialzeit gegeben.  25 Kilometer nördlich gibt es die einzige Möglichkeit, einige hundert Meter auf die Etosha Pan hinaus zu fahren. Eine gigantische Fläche eröffnet sich. Unüberwindlich für Mensch und Tier. In der flirrenden Hitze am Horizont kommt es zu seltsamen Luftspiegelungen. Der lehmartige, weiße Boden verklebt alles. Unter den Fußsohlen hängen fette Batzen, Kleindung und Fotostativ verschmieren - jetzt ist am Steuer echtes Können gefragt. Wer hier den Wagen "eingräbt" ist verloren. Ein paar Kilometer später, zwar wieder auf festem Buschlandboden, ist es fast soweit: bei der Vollgasfahrt durch ein tiefes Wasserloch dringt Wasser in den Motorraum. Zwei Zündkerzen fallen aus - der Offroader fährt nur noch wie ein Sack Nüsse. Und: Aussteigen soll man ja nicht - gerade hatten wir noch einen Stein mit der Aufschrift "Stay in your car!" passiert. Wegen der Löwen. Aber es hilft nichts. Raus aus dem Fahrzeug, Motorhaube auf und mit Zewa (immer dabei haben!) die Zündkerzstecker getrocknet. Auch die Batterieanschlüsse sind pitschnass. Nach zehn Minuten späterhabe ich den Jeep wieder flott und es geht endlich wieder weiter. Nun zum Parkausgang und einem anderen alten deutschem Fort - und  zu einer Begegnung der besonderen Art...
Die Etosha-Pan ist ein unüberwindliches Hindernis für Mensch und Tier. Eine gigantische, 25.000 Qudaratkilometer große Fläche, die aus einem lehmartigen boden besteht. Ein pasr Schritte und man hat dicke, klebrige Batzen unter den Füßen hängen, die man fast nicht mehr ab bekommt. In der Ferne kommt es durch die Hitze zu seltsamen Spiegelungen.