3000 Jahre - gerade vorbei

Tag 10

Spurensuche: Am Twyfelfontein Visitors Center starten die Kletterpartien zu den Höhlenzeichnungen und Felsgravuren.
A day to relax. Auch das muss einfach mal sein. Ausschlafen. Ein spätes Frühstück. Die Morgensonne lässt einen der vielen, kleinen Lizzards richtig leuchten. Die Männchen haben einen feuerroten Kopf, der der Weibchen ist quietschgelb. Geschickt flitzen sie die steilen Felswände der vom Feldspat und Eisenoxid rostroten, kugelförmigen Doloritfelsen hinauf. Auf unserer Terrasse der Mowani Mountain Lodge haben sich zwei ebenfalls kugelförmige und pelzige Nager eingefunden. Die so genannten "Klipspringer" sehen aus wie eine mit Wachstumshormonen behandelte Kreuzung aus Meerschweinchen und Murmeltier. Am unglaublichsten ist allerdings die Vorstellung, dass ausgerechnet diese drolligen Racker mit Elefanten (!) verwandt sein sollen. Stimmt aber. Genetische Tests haben die Ähnlichkeit sogar belegt.


Bei einem Tag am Pool erfährt man eine ganze Menge über den Pioniergeist, den man in Namibia für Tourismusprojekte braucht. Monique und Andrew, die "Owner" des Mowani Mountain Camp, haben sich dazu gesellt. Alles muss importiert werden: Baumaterial, Möbel, das Essen und die Getränke. Denn in der weiten Umgebung ist einfach nur Landschaft. Alles kommt aus dem 500 Kilometer entfernten Windhuk oder gleich aus Südafrika. In Nambia selbst wird immer noch sehr wenig industriell produziert. Andrew ist Bure, hatte mit einem Freund aus Deutschland, der ein Ultraleichtflugzeug besaß, vor 12 Jahren die faszinierende Gegend aus der Luft entdeckt. "Ich wusste sofort - hier realisierst Du Deinen Traum! Das Land kann man nur pachten und man zahlt Abgaben an die lokalen Leute. Mit der Verpflichtung, das Personal auch größtenteils vor Ort zu rekrutieren. Eine Hotelausbildung hat hier keiner. Strom mussten wir mühsam installieren. Aber irgendwann stand das ganze Camp", freut sich Andrew, der am liebsten auf Afrikaans redet. Etwas mürrisch wird er dann doch, als ein selbst ernannter Ökotourist aus Florida wissen will, ob denn auch gesichert sei, dass das Stroh auf den Dächern der Hütten nicht von Kindern geerntet wurde und ob er denn auch CO2-Ausgleichsabgaben bezahlt, weil er keine Solarpanele benutzt? Da schüttelt man wirklich mit dem Kopf, denn hier, im Camp, versucht man wirklich alles, um mit der wundervollen Natur im Einklang zu leben (der Amerikaner kam übrigens auch nicht zu Fuß von Windhuk).
Zum Abend machen wir noch eine Fahrt zur Twyfelfontein, jener Stelle, an der ein Bure 1946 monatelang verzweifelt für seine Farm nach Wasser grub, dann irgendwann auch fündig wurde. Wir klettern in der Abendsonne in die Felsformationen. Bis wir vor über 3000 Jahre alten Felsgravuren stehen. Man erkennt Affen, Nashörner, Kudus, sogar eine Giraffe. Aber auch kryptische Hyroglyphen, die offenbar die Positionen von Wasserlöchern und territoriale Besitzansprüche darstellen. Einige der Zeichnungen sollen sogar noch älter sein. Sie haben die vielen Jahrhunderte kaum beschädigt überstanden, als seien die 3000 Jahre gerade vorbei.
Friedrich, unser Guide, spricht sehr gut deutsch, weiß über die wissenschaftlichen erkenntnisse hinsichtlich der Felsgravuren bestens bescheid. So macht auch ein Ausflug in die Archäologie viel Spaß. Die Zeichnungen auf den Steinen haben teilweise weit mehr als 3000 (!) jahre überdauert, sind heute noch sehr gut zu erkennen.

Friedrich, unser Guide, ist sehr versiert, erklärt die vielen Fragen geduldig. Der Herero-Mann ist sehr begabt. Er spricht sechs Sprachen: Bantu, Afrikaans, Englisch, Deutsch, Niederländisch und Damara. Damara ist eine absolut seltsam klingende Sprache, die Mit Schnalz- und Klicklauten durchsetzt ist. Abends, an der Bar bestelle ich ein *Schnalz*hei*Schnalz*harib* - ein eiskaltes Bier - der Kellner ist fassungslos. Ich habe aber auch über eine Stunde heimlich geübt...