Alm goes Africa - die Cañon Lodge

Tag 15

Die kleinen Almhütten in Afrika: In Karios, ganz im Süden Namibias, am Fish River Canyon, hat ein ehemaliger deutscher Lehrer als Tourismusmanager die Cañon Lodge aufgebaut. 30 solcher kleinen Chalets gibt es. Die Dachkonstruktionen sind eher afrikanisch, die Wände deutsch. Und: Die Almhäuschen sind erstaunlich kühl im Sommer.
Jeder Maurer, der sein Handwerk liebt, hätte seine helle Freude an diesem abgelegenen Plätzchen, 20 Kilometer entfernt vom bekannten Fish River Canyon. Mitten auf einem Hochplateau, zwischen den schon aus der Mowani Mountain Lodge bekannten, kugelförmigen Doloritfelsen, stehen plötzlich seltsame, kleine Almhütten. Die mit Stroh gedeckten Dächer sehen zwar typisch afrikanisch aus, aber alle Wände sind aus festem Mauerwerk und Holzbalkenkonstruktionen, wie man sie sonst nur aus dem Alpenraum kennt. Was wiederum den unschlagbaren Vorteil hat, dass es im Inneren selbst um die Mittagszeit mit nur 19 Grad angenehm kühl ist. Die rotbraunen Steine zum Bau liegen quasi vor der Haustür und die geräumigen Hütten schmiegen sich direkt an die mächtigen Kugelfelsen.

Der großzügige Pool der Canon Lodge liegt oberhalb einer weiten Ebene und ist ein idealer Ort, um zu entspannen.


Im Haupthaus, das zwei bayrische Farmersbrüder namens Alfons und Stephan Schanderl um die Jahrhundertwende hier bei Karius im Südwesten Namibias errichteten, sind allerlei Reminiszenzen an die deutsche Zeit Namibias lebendig. Wuchtige Wagenräder von Ochsenkarren lehnen an Bruchsteinmauern, alte Zigarrenschachteln, eiserne Beschlagwerkzeuge oder Holzhobel sowie Kartenmaterial aus Kaisers Zeiten hängen an den Wänden.
Dies wiederum kommt bei so manch angereistem Bundesbürger nicht gut an. Auch das sei nicht verschwiegen. Leider gibt es eine große Zahl verklärter deutscher Afrika-Urlauber, die solche Lodge-Betreiber mit einem gewissen Stolz auf ihre Herkunft schnell als heimliche Nationalisten identifizieren. Am Nebentisch beim Abendessen schwadroniert ein Familienvater, Lehrer von Beruf, dass es ja wohl unfassbar wäre, so einen Kolonial- und Kaiserkult zu betreiben. Und überhaupt: Noch nicht einmal Solaranlagen seien für die Anlage mit ihren 30 kleinen "Afrialmen" installiert. Kurz darauf herrscht er seine Kinder an, die Toilette nacheinander zu benutzen ("ihr spült nur einmal!"), offenbar, um im Sinne des Ökotourismus, Wasser zu sparen. Fast zeitgleichzeitig springt draußen das Bewässerungssystem für die großen Rasenflächen an und auf meine Frage, ob er denn zu Fuß aus Deutschland angereist sei, um den CO2 Ausstoß schön klein zu halten, reagiert der Pädagoge mit einem verachtenden Schnauben. Eben ein richtiger Besserwisser.

General-Manager der Gondwana Cañon Lodge, der gebürtige Namibier Michael Fuchs, hat ganz andere Probleme. Jeder Tag beginnt mit neuen Mini-Katastrophen. Mal fällt eine der Wasserpumpen aus, mal streikt einer der Safari-Jeeps oder einem Lebensmittel-Transport ist auf dem Weg vom 600 Kilometer entfernten Windhuk auf einer der Gravel-Roads ein Reifen geplatzt. Der Afri-Alm-Gast, das muss hier festgehalten werden, merkt von alledem nichts!
Die Lodge selbst ist preislich etwas günstiger, eher rustikal ausgestattet und das Essen gibt es am Buffet. Dafür ist die Landschaft wieder einmal Afrika pur - mit Klipspringern, Springböcken, Zebras und Straußen. Und Pferde für lange Ausritte gibt es sogar im eigenen Stall. Und der gewaltige Fish River Canyon ist nur etwa 15 Autominuten entwernt.