Discovery Channel am Chobe-Fluss: wo Elefanten-Babys baden gehen

Tag 18 + 19

Das schönste Foto des gesamten Trips: Eine Elefanten-Familie, die sich am Chobe-River in der Nachmitagssonne zum Trinken eingefunden hat. Alle Dickhäuter stecken sich gerade gleichzeitig den Rüssel ins Maul, als hätte ein Dirigent sie dazu aufgefordert...
Irgendwie hat sich das Glück entschieden, bei uns zu bleiben. Wir sind im Caprivi-Streifen angekommen. Jenem länglichen Landstreifen, den 1899 der deutsche Reichkanzler Leo von Caprivi gegen die Insel Sansibar mit den Briten tauschte. Helgoland gab es übrigens obendrauf. Der Caprivi-Streifen sollte eigentlich der erste Schritt zur Verbindung der Kolonien Deutsch-Südwest und Deutsch-Ostafrika (heute in etwa Tansania) werden. Doch dazu kam es bekanntlicherweise durch den Verlust aller Kolonien nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg nie. Heute treffen am Ostende des Caprivi die Länder Namibia, Botswana und Sambia aufeinander. Und wohl die meisten Tierarten auf dem afrikanischen Kontinent. Mit einem Motorboot kommen wir nach einem Abstecher zur Ntwala Island Lodge (ein absolut übel heruntergekommenes Fluss-Resort, das in Reiseführern immer noch als Luxusherberge geführt wird) zurück auf die Botswana-Seite des Chobe. Das Immigration-Office ist nur über einen unbefestigten Weg am Fluss zu erreichen. Zwischen dem hohen Schilfgras hätten wir selbst mit einem Boot den Anleger niemals gefunden. Stempeln ist hier die Lieblingsbeschäftigung der Beamten. Im Minutentakt donnern Stempel in die Pässe der einheimischen Grenzgänger. Ähnlich ist das Verfahren beim deutschen Pass. So richtig interessiert hier aber niemanden, wer da ein- oder ausreist - Hauptsache der Stempel trägt das richtige Datum.
Mit dem richtigen Equipment und dem entsprechenden Offroader ist man im Chobe Game Park auf der sicheren Seite. Hier passiert gerade eine Herde Bamboos (Berg-Paviane) den sandigen Trail vor dem Landcruiser. 




Löwen! Was für ein Glück. Am zweiten Tag in Botswana entdecken wir am Nachmittag die beiden einzigen Löwenfamilien, die in der weiteren Umgebung der Chobe Game Lodge leben. Der neugierige Nachwuchs sitzt nur 15 Meter vom Auto entfernt. So nah an den Raubkatzen im nicht geschlossenen Fahrzeug bekommt man es ordentlich an den Nerven. 
Mit einem kantigen Toyota Landcruiser holt uns "Obie" von der Chobe Game Lodge ab. Eine junge Botswanerin, die auch die Game Drives, also die Pirschfahrten durchführt. Auf der knapp einstündigen Fahrt durch den Urwald zum Resort plötzlich ein Schock. Vor uns bricht ein bestimmt vier Meter hoher Elefantenbulle durch das Gehölz und steht unmittelbar vor dem Jeep. Es folgt die ganze Familie samt einem ganz kleinen Elefantenbaby, das von seiner Mutter und Cousinen regelrecht abgeschirmt wird. Auch Obie sitzt ganz ruhig am Steuer. Einen Elefantenbullen zu reizen, ist eine äußerst schlechte Idee. Mit seinen sicherlich fünf Tonnen Gewicht könnte er den Landcruiser mit Leichtigkeit zermalmen. Unglaublich: Hinter uns stampft gleich die nächste Elefantenfamilie durch den Busch. Mindestens 20 graue Dickhäuter bahnen sich mittlerweile ihren Weg Richtung Fluss - ohne uns eines Blickes zu würdigen. Es ist ebenso aufregend wie beängstigend. Obie beruhigt: Elefanten können schlecht sehen, nehmen den Jeep gleichsam als ein Objekt wahr und da wir alle tarn- und sandfarbene Kleidung tragen, sind die Tiere nicht irritiert. Anders wäre das bei einem weißen T-Shirt oder grellfarbenen Hüten oder Basecaps...

Immer wieder sehen wir den kleinen Elefantennachwuchs. Die hochintelligenten Tiere kümmern sich mit allen Verwandten rührend um die kleinen Rüssel-Babys.
Die Chobe Game Lodge ist einfach nur sagenhaft. Unsere kleine Suite verfügt über einen eigenen Pool mit kristallklarem Wasser und über den Fluss hinweg sieht man riesige Herden von Wasserbüffeln auf namibischer Seite vorbei ziehen. Mit Stativ und Full HD Videokamera gehe ich über einen langen Steg am Fluss und erlebe die nächste Überraschung. Von einer Aussichtsplattform ganz nah am Fluss sehe ich auf eine kleine Insel. Es müssen wohl an die hundert (!) Elefanten sein, die sich hier zum Bad eingefunden haben. Dahin sind also die Dickhäuterfamilien unterwegs gewesen.
Die Tiere sind richtig glücklich. Einige wälzen sich prustend im Schlamm, andere ärgern sich gegenseitig, schubsen sich im tieferen Wasser. Rüssel schleudern Dreck- oder Wasserfontänen in die Luft. Lautes Trompeten zerreißt die Stille und jetzt kommen auch noch ganze Flusspferd-Familien dazu. Impala-Antilopen traben ins Bild - ich bin überwältigt.




Doch es kommt noch besser an diesem Tag: Am Spätnachmittag fahren wir mit Obie auf einen Game Drive. Das Gebiet ist riesig. Plötzlich stoppt Obie den Jeep, ist selbst überrascht: Löwen sind selten zu sehen, da sie sich vorm Motorenlärm  lieber in den Busch zurück ziehen - obwohl sie eigentlich keine Angst vor den Fahrzeugen haben, da die Jagd im Chobe Nationalpark strikt verboten ist. Heute treffen wir beide in der Region vertretenen Löwenfamilien an! Und dann wird es einem wieder
mulmig: Bis auf Armlänge kommen die neugierigen "Predators" an den völlig offenen Landcruiser heran. Gut für die Fotos und Videos, aber eine Herausforderung für die Nerven...
Über 20 Minuten lang tummeln sich die Löwen um uns herum, dann entscheiden sich die Mamas davonzulaufen. Ein unvergesslicher Moment. Als sich später dann noch Giraffen auf einer Pläne zu Elefantenfamilien und Bamboos (Bergpaviane) gesellen, glaubt man sich in einem Safari-Film.
Beim absolut traumhaften Sonnenuntergang ist es sogar ein beruhigendes Gefühl einem Spähfahrzeug der botswanischen Armee zu begegnen. Die Soldaten werden für die Jagd auf  Wilderer ausgebildet. Und ihre Präsenz hat die Zahl der mörderischen Elfenbeinjäger auf ein deutliches Maß reduziert.
Abends auf der Terrasse der Lodge haben sich die Angestellten der Chobe Game Lodge zum Singen zusammen gefunden. Das tun sie wirklich mit Herz und Seele. Anders als in vielleicht mancher Touristenfalle tanzen und singen alle voller Begeisterung. Sogar die Köche stürmen aus der Küche und der Chor wird noch fulminanter. Einfach sensationell.
Wir sind sehr, sehr dankbar, dass wir hier noch einen weiteren Tag verbringen dürfen. Wo wir bei einer Flusspartie einem riesigen Krokodil, noch mehr Flusspferden und Elefanten begegnen...
Hier ist einer der schönsten Plätze auf Erden...