Abenteuer Wildnis: Der atemberaubende Etosha National Park

Tag 4

Keine 30 Meter vom Auto entfernt - der König von Afrika. Da reicht sogar ein 200mm Objektiv. Dieser stattliche Bursche zog mit seiner Familie über die Pläne. In der warmen Mittagssonne legen sich die Tiere hin, ruhen sich aus. 


Es ist noch mitten in der Nacht, als schwere Fußtritte auf dem Kiesweg vor unserer kleinen, sehr luxuriösen Zelt-Hütte knirschen. 5.10 Uhr! Eine gefühlt unchristliche Zeit für den "Game Drive". Doch die Pirschfahrt zum Sonnenaufgang in den Etosha National Park im Norden Namibias ist ein absolutes Muss, wie uns Ranger Eric versichert. Ganz langsam erhebt die Sonne ihr Haupt über "Südwest" als wir das Gate mit unserem Landrover passieren. Mit 17 Grad ist der Morgen reichlich frisch - zumindest scheinen das die tierischen Bewohner des gewaltigen Naturschutzgebietes so zu empfinden. Ein Schabracken-Schakal kuschelt sich in einer wärmenden Sandmulde, zwei riesige Geier haben auf einem Mopanebaum ihre langen, nackten Hälse eingezogen und im Gefieder versteckt.

Kurz nach dem ehemaligen, kaiserlichen-deutschen Schutz-Fort "Namutoni" scheint eine Giraffenfamilie einen Nebenjob als Parkwächter zu haben. Dreist blockieren sie den Weg, schauen misstrauisch. Der Boss der Familie schafft locker sechs Meter Höhe. Auf staubigen Pisten geht es weiter ins Buschland. Hin und wieder wird das Dickicht durchbrochen von faszinierenden Ausblicken in die enorme Weite der "Etosha-Salzpfanne", die entfernt an die bekannten US-Salzwüsten erinnert.

Ranger Eric vom Onguma Tended Camp nimmt sich Zeit, um die weite Buschlandschaft mit dem Fernglas abzusuchen. Er weiß wonach er Ausschau halten muss. Einen liegenden Löwen im gleichfarbigen Savannengras auszumachen, ist sehr schwer.
Plötzlich stoppt Eric mit knirschenden Reifen den Offroader. Im hohen Savannengras ist eigentlich nichts zu sehen. Doch dann machen auch wir sie aus: Löwen! Gleich eine ganze Familie. Unglaubliche 30 Meter neben dem Jeep dösen sechs von ihnen in der wärmenden Morgensonne. "Papa" ist der faulste - nur ab und zu wirft er einen - nun ja - drohenden Blick zu uns hinüber. Wir schleichen mit langsamer Fahrt voraus Richtung Camp "Halali". Das heißt wirklich so und verdankt seinen Namen der Kolonialzeit, als sich noch deutsche Großwildjäger kurz um und nach der Jahrhundertwende um 1900 hier auf Trophähenjagd machten. Heute ist das im Etosha Park vorbei. Man hat eher ein Überbevölkerungsproblem. "Derzeit haben wir etwa 500 Elefanten zuviel", meint Ranger Eric. Die mächtigen Dickhäuter zerstören mit ihrer Gefräßigkeit sehr viel Bäume, was wiederum tatsächlich zur "Verwüstung" der Vegetation führt. Hin und wieder werden nun alte und kranke Tiere zum Abschuss frei gegeben.

Kräftige, gesunde Tiere: Die Griaffen im Etosha Nationalpark sind immer ein majestätischer Anblick.

Auch hier setzen die Namibier auf die Rohstoffquelle "Tourismus". Reiche Jagdbegeisterte aus den USA, Europa und mittlerweile auch Russland lassen sich ein altes Nashorn oder einen kränkelnden Elefanten schon mal 30.000 bis 50.000 Euro kosten. Das Geld kommt komplett den Parkverwaltungen Namibias zugute, die wiederum massiv Brunnen- oder Zaunprojekte voran treiben. Manchmal wird das Geld aber auch zum Bau einer neuen Schule benutzt.
Wir freuen uns eher, die Elefanten am Wasserloch namens "Aus" mit der Kamera abzuschießen. Und wenn die digitalen Speicherkarten von heute mit 32 Megabyte weit über 1000 hochauflösende Fotos schaffen - ein paar mehr in Reserve zu haben ist bei der Artenvielfalt nur schlau.
Nach einem wirklich anstrengenden Tag essen wir mit der einbrechenden Dunkelheit am Onguma Tented Camp auf der Veranda zu Abend. Und wirklich unfassbar: Am beleuchteten Wasserloch gegenüber findet sich ganz leise eine dreizehnköpfige (!) Giraffenfamilie ein, die ihren abendlichen Durst stillt. Wir machen das auch - aber mit einem kalten Windhoek Lager...
Mit viel Glück kann man einige der Löwenfamilien erspähen. Die Tiere jagen eigentlich nur in der Dämmerung. Tagsüber faulenzen sie eher in der warmen Mittagssonne.
In Namibia begegnet man Impalas fast überall. Meist sind sie in großen Rudeln unterwegs. Hier eine Gruppe Männchen, die ein starker Bock vom Rudel der Weibchen vertrieben hat - quasi eine "Junggesellenrunde".
Elefanten in der ausgehenden Regenzeit an einem künstlichen Wasserloch anzutreffen ist selten. Die grauen Giganten finden jetzt fast überall Wasser. Wieder hatten wir Glück. Diese beiden begrüßen sich gerade in einer Art Ritual.Wobei der jüngere dem älteren mit Kopfanstubsen Respekt zollt.