Das rollende Hotel - Begegnung im Busch


Tag 7

Der Vingerklip, das heimliche Wahrzeichen Namibias bei den bekannten Ugab-Terrassen. Der Klip selbst besteht aus härterem, langsamer erodierendem Gestein. Im Grunde ist er von einem ehemaligen Hoch-Plateau übrig geblieben. Ein Deutscher hat ihn erstmalig in den frühen Siebzigern bestiegen. Heute ist das verboten. Man kann aber bis an den Fuß heran.
"Man kann nicht alles haben." Diesen Satz kennt ja nun jeder Reisende, wenn man das, was im Katalog versprochen wurde, doch nicht antrifft. Auf unserer Namibia Tour fällt der Satz nur aus Spaß. Denn das einzige, was wir im Etosha National Park nicht gesehen haben waren Nashörner. Sonst so ziemlich jede Tierart, die man auf dem Kontinent antreffen kann, einschließlich einer "Black Mamba", als die ein Camp-Angestellter eine schwarze, kleine Schlange auf dem Kiesweg in der Ongava Lodge eifrig identifiziert. Diese wäre in der Tat brandgefährlich. Doch der Afrikaans sprechende Lodge Manager versichert, dass so ziemlich alle Angestellten jede schwarze Schlange "Black Mamba" nennen. Wikipedia (in der Ongava Lodge funktioniert das Netz plötzlich wieder) definiert das "giftige Biest" gottlob laut Rückenzeichnung als harmlose Pfeilschlange.
Gerade wollen wir uns auf die Weiterfahrt Richtung Süden aufmachen, da zerreißt das dumpfe Grollen eines schweren Dieselmotors die Luft. Mitten im Buschland, kurz vor dem ehemaligen Kolonial-Fort Okaukuejo fährt knirschend "Das rollende Hotel" vor und spuckt rund 40 deutsche Urlauber aus. Auch der große Anhänger, in dem sich die Schlafkabinen befinden, sei ganz hervorragend, wie ein Münchner Roteltour-Gast strahlend versichert. "Jo mei, die san zwoar wie kloine Särge, aber schoin bequem...", meint er, während die Videokamera ununterbrochen surrt.

Aussteiger gibt es natürlich auch in Namibia. In Outja, 100 Kilometer düdlich vom südlich vom Etosha park hat ein Deutscher oder ein Schweizer (?) ein Restaurant eröffnet. Kundschaft hat er offenbar genug. 
Der Busfahrer ist übrigens gleichzeitig auch der Koch. Unterstützt von einer burschikosen Blondine, die vermutlich auch als "Ranger" durchginge, aber absolut geschichts- und tropenfest ist. Fast 3000 Kilometer fährt die Reisegruppe im zum Bus umgebauten Sattelschlepper mit deutschem KFZ-Kennzeichen (wofür steht eigentlich PA?) durch Namibia. Die Highlights des Landes in 17 Tagen - für 2.200 Euro, Hin- und Rückflug inklusive. Und trotz der beengten Schlafverhältnisse sehen die deutschen Südwesturlauber ausgeruht und fröhlich aus.
Unser nächstes Ziel liegt 350 Kilometer weiter westlich. Das Damaraland, Heimat der Himba und San. Beim Auftanken in Outjo freut man sich als Deutscher über die Spritpreise von "nur" 98 Eurocent pro Liter. Der Doppeltank fasst immerhin 140 Liter, so dass es mit unseren Maßstäben gemessen günstig ist. Für die Namibier ist das Benzin allerdings extrem teuer geworden. Und so sieht man vereinzelt Fußgänger auch an den Straßen im Nirgendwo. Die Leute reisen per Anhalter. Wir nehmen aber niemanden mit. Davon wurde ernsthaft abgeraten.

Unser nächstes Ziel ist der "Vingerklip". Ein steil über 40 Meter aufragender Felsen, der einst von einem Plateau übrig geblieben ist. Vom windigen Fuß des Klips hat man einen sagenhaften Blick auf die Ugap Terrassen. Einer Felsformation, die über Jahrmillionen so aus dem Fels gewaschen wurde.

Kilometer um Kilometer ziehen sich die Gravel-Roads durch die Landschaft. Hin und wieder begegnet man ganzen Hernden von Springboks, die auf dem Foto ihrem Namen alle Ehre machen...